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Forschungsinitiative »Stationäre Jugendhilfe«
BEGLEITEVALUATIONEN
 
 
TWGs
Begleitevaluation Therapeutische Wohngruppen Berlin (seit 2011)
Jugendliche, die eine Therapeutische Jugendwohngemeinschaft (TWG) als Lebensort benötigen, leiden unter manifesten, in der Regel lebensgeschichtlich bedingten Verhaltensauffälligkeiten und/oder psychiatrischen Störungen. Dazu gehören schwere Traumata, Bindungsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Neurosen, Psychosen, Essstörungen, Selbstverletzung, Sucht, soziale Störungen usw. Ein erheblicher Anteil der aufgenommenen Jugendlichen war zuvor mehrfach in psychiatrischen Kliniken untergebracht oder wurde/wird ambulant jugendpsychiatrisch behandelt.
Jugendliche mit diesen Problematiken brauchen eine psychologisch-therapeutisch geleitete, sozialpädagogische Hilfe - und haben nach §§ 27 in Verbindung mit 34 oder 35a SGB VIII einen gesetzlichen Anspruch darauf. Der Unterschied zwischen regulären Jugendwohngemeinschaften und Therapeutischen Wohngruppen besteht dabei nicht in einer längeren Betreuungsdauer, sondern einer grundsätzlich anderen Betreuungsqualität. Die Arbeit beinhaltet die Einbeziehung eines professionellen Verständnisses von Störungsbildern, Krisenanfälligkeiten, Dynamiken, jedoch auch von Ressourcen in der Wahrnehmung der Jugendlichen durch das interdisziplinäre Betreuungsteam.
Qualitätssicherung wird in der Jugendhilfe zunehmend Bedeutung beigemessen, sie stellt jedoch insbesondere für 'weichere Bereiche' wie psychosoziale Begleitung und Behandlung ein komplexeres Unterfangen dar als in der medizinischen oder pharmakologischen Versorgung. In internen und externen inhaltlich-fachlichen Praxis-Diskussionen wird ebenso wie durch eine Recherche in den einschlägigen Fachdatenbanken immer wieder deutlich, dass bisher wenige wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über Wirkungen/Ergebnisse der Arbeit in den TWGs vorliegen.
Die AntragstellerInnen der vorliegenden Studie sind das Pestalozzi-Fröbel-Haus Berlin, EJF-Lazarus, Wuhletal Psychosoziales Zentrum und Allgemeine Jugendberatung - allesamt Mitglieder im Arbeitskreis therapeutischer Jugendwohngruppen Berlin (AK TWG), der seit 1999 die fachliche Arbeit der unterschiedlichen Einrichtungen bündelt und den internen Qualitätsentwicklungsprozess vorantreibt. In Kooperation mit der Alice-Salomon-Hochschule Berlin wurde bereits in einer explorativen Katamnesestudie der Betreuungsqualität in Therapeutischen Wohngruppen in der Jugendhilfe nachgegangen (Arbeitskreis der Therapeutischen Jugendwohngruppen Berlin, 2009).
Die Anschlussstudie soll nicht nur die Möglichkeit eröffnen, über mehrere Jahre hinweg die Betreuungsqualität begleitend zu evaluieren, sondern auch die diagnostische Qualität der Einrichtungen zu erhöhen. Ziel des ersten Schrittes des Projektes ist es daher, über die Erstellung eines Online-Portals standardisierte wie individuumszentrierte computerunterstützte Diagnostik in den Einrichtungen möglich zu machen, die nicht nur für eine anschließende Begleitevaluation, sondern auch für die Qualitätssicherung von Fallverlaufsprozessen zur Verfügung steht. Der dafür notwendige, aufwendige Pretest ist bereits abgeschlossen.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Silke Birgitta Gahleitner (Email)
 
Wir bedanken uns herzlich für die tatkräftige und finanzielle Unterstützung des Projekts durch Den Paritätischen Wohlfahrtsverband.