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Forschungsinitiative »Stationäre Jugendhilfe«
HOCHSCHULSCHRIFTEN
 
 
Kristin Ehmer
Jugendliche in Hilfeprozessen zwischen Jugendhilfe und Psychiatrie
(Bachelor-Arbeit 2010)
Zitation
Ehmer, Kristin (2010). Jugendliche in Hilfeprozessen zwischen Jugendhilfe und Psychiatrie. Bachelor-Arbeit. Berlin: Alice Salomon Hochschule, Studiengang Soziale Arbeit.
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Abstract
Die Arbeit widmet sich jenem Punkt in der hiesigen Hilfelandschaft, an dem sich die Systeme der stationären Jugendhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie kreuzen. Wie erleben Jugendliche Hilfeprozesse an dieser Schnittstelle? Welche Faktoren begünstigen und/oder beschränken die Wirksamkeit der Hilfeverläufe und welche Forderung ergeben sich daraus an die professionelle Praxis? Zur Beantwortung dieser Fragen werden die stationären Hilfen der Jugendhilfe und Jugendpsychiatrie, sowie deren Berührungspunkte und Konfliktlinien beleuchtet. In einem empirischen Teil werden anknüpfend zwei Jugendliche und ehemalige Adressatinnen beider Hilfenetze explizit nach ihren persönlichen Erfahrungen befragt.
Aus dem Abgleich von Theorie und Empirie lassen sich schließlich Thesen ableiten, die Folgendes ergeben:
  1. Die Biografien der jugendlichen AdressatInnen sind häufig geprägt von besonders enttäuschenden Beziehungserfahrungen. Geduld, Zuverlässigkeit und Einfühlungsvermögen sind dringende Ingredienzen für die Gestaltung einer tragfähigen Beziehung zwischen Betreuten und Betreuenden. Um dies auch in krisenhaften und psychisch belastenden Situationen zu gewährleisten, bedarf es einem hohen Maß an fachlicher und sozialer Kompetenz. Gegenteilige Erfahrungen, wie die teilweise Überforderung von Helfenden oder häufige Abbrüche von Beziehungen weisen hier besonders auf die Notwendigkeit von fachspezifischen Fortbildungen, Supervision und Selbstreflexion hin.
  2. Obgleich das Recht auf Beteiligung junger Menschen mehrfach im Gesetz formuliert wird, kommt es im Hilfeverlauf häufig zu einer mangelnden Umsetzung derselbigen. Doch nach wie vor gilt, sowohl in Jugendhilfeeinrichtungen als auch in der psychiatrischen Klinik, Jugendliche als PartnerInnen am Aushandlungsprozess zu beteiligen, sie über ihre Rechte zu informieren, Vorgänge und eine interinstitutionelle Kommunikation transparent zu gestalten und einen Rahmen für Auseinandersetzungen zu schaffen. Hierbei sollten lebensgeschichtliche Hintergründe und die individuelle Belastungsgrenze berücksichtigt werden.
  3. Strukturelle und institutionelle Problematiken stehen einem adressatInnengerechten Hilfeprozess häufig im Weg. Die ernüchternde Realität zeigt auf, dass zum Teil ökonomische Interessen und unklare Zuständigkeiten der Institutionen den Hilfeverlauf bestimmen bzw. verwirren und die Jugendlichen zusätzlich unter Druck setzen. Hieraus ergibt sich die dringende Forderung an die Soziale Arbeit sich von diesen Strukturzwängen zu distanzieren und den eigenen politischen Anspruch im Sinne einer menschengerechten Parteilichkeit zu definieren.